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Standen Sie schon einmal im Stau oder fühlten sich durch die Menschenmenge in den öffentlichen Verkehrsmitteln überfordert? Haben Sie sich jemals gefragt, warum Sie das täglich durchmachen müssen? Sie leben vermutlich in einer modernen Stadt, wo große Entfernungen dazu führen, dass Einwohner motorisierte Fahrzeuge nutzen und viel Zeit in die Fortbewegung investieren müssen. Wenn Sie in der Nähe von Schulen, Arbeitsstätten, Parks und anderen Dienstleistungen wohnen, verbringen Sie weniger Zeit in Verkehrsmitteln, gestalten ihre Wege insgesamt nachhaltiger und haben mehr Zeit für Freizeit zur Verfügung. Dieser Planungsrahmen wird als die „15-Minuten-Stadt“ bezeichnet und GOAT kann dazu genutzt werden, diesen zu erreichen.
Die Überlastung des sowohl öffentlichen als auch privaten Verkehrs, stellt ein großes Problem in modernen Städten dar. Bei zentralisierten Dienstleistungen und Arbeitsstätten neigt das Verkehrssystem dazu, an Stoßzeiten zu kollabieren. In kritischen Fällen geschieht das sogar außerhalb der Hauptverkehrszeiten. Als Folge müssen die Bewohner:innen mehr Zeit für Fahrten aufwenden. Zeit, die für die Freizeit, zum Entspannen oder Lernen genutzt werden könnte. Außerdem weist das typische Planungsparadigma darauf hin, dass eine Verbesserung des Verkehrsangebots zu einer höheren Nutzung und somit zu mehr Fahrten führt. Daher würde das folglich auch wieder zu mehr Verkehr, mehr Staus und dadurch auch zu verstärkter Umweltverschmutzung führen. Ein neuer Planungsrahmen ist gefragt!
Die "15-Minuten-Stadt" ist ein Trendkonzept, welches hauptsächlich auf Prinzipien der Nachbarschaftsmobilität basiert, wo hoch integrierte und inklusive Räume sowie gemischte Landnutzungsflächen gefördert werden. Der Initiator des Konzepts, Carolis Moreno, definiert die 15-Minuten-Stadt folgendermaßen: „die Stadt, in der Bewohner:innen ihre Grundbedürfnisse in weniger als 15 Minuten befriedigen können“ (Moreno 2019). Darüber hinaus „können alle Einwohner die meisten ihrer Besorgungen mit einem kurzen Fußweg oder einer Fahrradfahrt von ihrem Wohnort erledigen“ (C40 Cities 2020). Die Implementierung der 15-Minuten-Stadt hat viele Vorteile, wie die Verkürzung der Fahrtzeit und die reduzierte Nutzung motorisierter Fahrzeuge. Das bedeutet, die Bürger erfahren eine höhere Lebensqualität, weniger städtische Emissionen werden verursacht und dadurch werden die Städte insgesamt nachhaltiger.
Viele Städte haben bereits angefangen, an der Implementierung der 15-Minuten-Stadt zu arbeiten. Beispielsweise Paris plant den Autoverkehr in der Nähe von Schulen einzuschränken, um die Straßen für Kinder sicherer zu machen, lokale Geschäfte zu fördern und um Bereiche, die für Autos ausgerichtet sind (wie etwa Parkplätze auf der Straße), in Interaktionsbereiche und Fahrradkorridore umzuwandeln. Darüber hinaus hat es sich z.B. Portland zum Ziel gesetzt, dass 90 % aller Bewohner, alle ihre wesentlichen, täglichen, nicht-beruflichen Bedürfnisse bis 2030 zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen können. Dazu hat die Stadt bereits Heatmaps für die fußläufige Erreichbarkeit entwickelt, die den Zugang zu kommerziellen Dienstleitungen und Einrichtungen messen (C40 Cities 2020). Bogotá schafft außerdem einen neuen Planungsrahmen, in dem Familien wesentliche Ziele, wie Gesundheitseinrichtungen, Dienstleistungen und Unterhaltung innerhalb von einem Fußweg von 15 Minuten erreichen können (SDP Bogotá 2020).
Die Umsetzung einer 15-Minuten-Stadt erfordert eine umfassende Analyse der lokalen aktiven Erreichbarkeit. Die Fußgängeraktivität ist eng verknüpft mit der räumlichen Nähe und hängt daher von der Verfügbarkeit kurzer Verbindungswege ab, sowie dem Potenzial, eine entsprechende Anzahl und Vielfalt von Zielen zu erreichen (Landnutzungsmix) (Frank et al. 2010). Diese Art der Auswertung erfordert eine detaillierte Beschreibung des Fußgänger- und Fahrradwegnetzwerkes (Geraint et al. 2015) und somit eine sorgfältige Bewertung auf Grundlage robuster GIS-Modelle und einer enormen Datenmenge.
GOAT hat in diesem Zusammenhang erhebliches Potenzial als Werkzeug für die Planung von 15-Minuten-Städten. GOAT nutzt OSM-Daten, eine der umfangreichsten offenen geographischen Datenbanken, gepaart mit diversen öffentlichen Datensätzen. Diese Daten speist GOAT in Routing-Algorithmen ein, um das Potenzial der erreichten Gebiete zu berechnen und die Gesamtmenge der Einrichtungen innerhalb der festgelegten Geh- oder Fahrradzeiten zu ermitteln. Es ist außerdem möglich, Szenarien mit Infrastrukturveränderungen, neuen POIs und Wohnentwicklungen zu bewerten. Als nächstes werden einige Beispiele für die Verwendung von GOAT in unterschiedlichen Anwendungen vorgestellt.
GOAT zeigt in diesem Beispiel (Abbildung 2) in roter Farbe die Gebiete, in denen die Bevölkerungsdichte hoch, jedoch die Erreichbarkeit von Schulen niedrig ist. So müssen die Bewohner:innen länger fahren, um ihre Bildungseinrichtung zu erreichen. Der Bau neuer Schulen in diesen Gebieten würde die Erreichbarkeit verbessern und dadurch die Anzahl der Schulwege, die mit nicht-motorisierten Verkehrsmitteln dort zurück gelegt werden, steigern.
In der dritten Abbildung wird in eine der roten Zonen herangezoomt, in der die 15-Minuten Geh-Isochronen nicht mit Schulen abgedeckten Wohnraum aufzeigen. Um mögliche Lösungen zu begutachten, können die Auswirkungen auf die Erreichbarkeit nach der Implementierung von zwei neuen Schulen in dem nicht abgedeckten Bereich bewertet werden. Als Ergebnis sieht das Untersuchungsgebiet nun balancierter aus und der betroffene Bereich hat eine höhere Erreichbarkeit der Schulen.
GOAT kann auch die Gesamtanzahl der Einrichtungen, kumuliert nach Typ, innerhalb einer vorgegebenen Reichweite berechnen. Diese Art der Analyse ist vorteilhaft, wenn man einen Umzug plant und sichergehen möchte, dass die gewünschten Annehmlichkeiten wie Lebensmittelläden, Geschäfte und Restaurants gut erreichbar sind. Das nächste Bild (Abbildung 4) zeigt ein kleines Bewertungsbeispiel für einen möglichen Wohnstandort.
Es wird ersichtlich, dass GOAT enormes Potenzial für die Beurteilung von Erreichbarkeitsbedingungen in Städten besitzt und daher als Werkzeug zur Planung von 15-Minuten-Städten eingesetzt werden kann. Die Verwendung von Fußgängernetzwerken, die einfache Übertragung auf unterschiedliche Anwendungsräume und die vielfältigen Indikatoren sind einige der Funktionen, die GOAT besitzt, um die urbane Umgebung zu analysieren und die Bedingungen für Fußgänger_Innen und Fahrradfahrer_Innen zu verbessern. Um mehr Informationen über die verschiedenen Funktionalitäten zu erhalten, können Sie gerne unsere Tutorial-Seite besuchen oder unsere Demo-Versionen der aktuellen Implementierungen ausprobieren.
C40 Cities (2020): C40 Mayors Agenda for a Green and Just Recovery.
Frank, L. D.; Sallis, J. F.; Saelens, B. E.; Leary, L.; Cain, K.; Conway, T. L.; Hess, P. M. (2010): The development of a walkability index: application to the Neighborhood Quality of Life Study. In British journal of sports medicine 44 (13), pp. 924–933. DOI: 10.1136/bjsm.2009.058701.
Geraint, Ellis; hunter, Ruth; Donnely, Michael; Kelleher, Luke; Kee, Frank (2015): Connectivity and physical activity: using of footpath networks to measure the walkability of built environments. In Environment and Planning B: Planning and Design 42.
Moreno, Carlos (2019): The 15 minutes-city: for a new chrono-urbanism! Paris. Available online at http://www.moreno-web.net/the-15-minutes-city-for-a-new-chrono-urbanism-pr-carlos-moreno/, checked on 12/1/2020.
SDP Bogotá (2020): Una ciudad de 15 minutos donde se priorice al peatón. A 15-minute city where the pedestrian is prioritized. Available online at http://www.sdp.gov.co/noticias/ciudad-de-15-minutos-donde-se-priorice-al-peaton, updated on 8/31/2020, checked on 12/1/2020.
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